Mir gefällt es, dass in meiner Gemeinde sonntags meistens zwei Gottesdienste stattfinden und dass man normalerweise beide besucht. In der Schweiz gab es das höchstens bei besonderen Gelegenheiten (z. B. an Weihnachten). Ich kenne zwar eine Freikirche, die jeden Sonntag drei Gottesdienste feiert, aber vor allem weil ihr Raum für einen Gottesdienst mit allen Mitgliedern zu klein ist.
In den Gottesdiensten hier wird mehr aus der Bibel gelesen als in der Evangelisch-reformierten Kirche: man singt Psalmen, dazu zwei bis drei Lesungen. Am Anfang werden oft die Zehn Gebote gelesen. Andere mögen es bedrückend finden, mir gefällt es. Aber mit einer Sache ist es genau umgekehrt: in Herzogenbuchsee baten wir jeden Sonntag das Unser Vater, einen Text aus der Bibel. In den Niederlanden sagen oder singen wir jeden Sonntagnachmittag das Apostolische Glaubensbekenntnis, das durch ein Konzil festgelegt wurde. Übrigens fand ich es lästig, dass wir das Glaubensbekenntnis singen mussten, ohne dass die Worte oder die Melodie im Gesangbuch zu finden gewesen wären; ich kenne es natürlich auf Deutsch, und gesungen haben wir es in der Schweiz nie. Inzwischen habe ich das etwa aufgeholt.
Hier wird die Kollekte während des Gottesdienstes eingesammelt. In der Schweiz war das immer lästig, weil man dazu sang: dann musste man gleichzeitig das Gesangbuch öffnen und Geld suchen; später hielt man das Gesangbuch in der einen Hand, das Geld in der andern und die Kollektenbüchse – in der dritten? Hier nimmt man sich die nötige Zeit, und ein Schwatz mit dem Nachbar ist auch ganz gemütlich.
© 20. Juni 1998, David Jansen.